Bodenständigkeit, moderne Kommunikation und Weitblick am Grundlsee

Die Sonne scheint an einem Spätsommertag am Grundlsee, das Wasser gluckert. Idyllisch liegt das Gemeindeamt des gleichnamigen Ortes etwas oberhalb des Sees. Eine Holztreppe geht es hinauf zu den Räumen des Bürgermeisters. Nebenan liegt das Büro des Amtsleiters, Herbert Gasperl, 52 Jahre, ruhig, besonnen, freundlich.

„Es braucht die Kommunikation, um sich in seiner Persönlichkeit entwickeln zu können. Es braucht dazu immer wieder die Rückmeldung von anderen, von denen man Feedback annehmen kann. Im Lehrgang waren die Rückmeldungen immer von Fachpersonal begleitet und das Niveau war dabei sehr hoch und hatte Tiefgang. Da konnte man gut arbeiten. Ich habe sehr viele praktische Anleitungen mit auf den Weg bekommen. Im Lehrgang hatte man die Möglichkeit in geschütztem Rahmen sich selbst ausprobieren zu können, auch einmal Fehler machen zu dürfen.“

Grundlsee ist dem Wasser verbunden. In ihrem Gemeindegebiet liegen neben dem Grundlsee noch der Kammersee, der Lahngangsee und der Sagen umwobene Toplitzsee. Ein Gemeindewappen mit einem Wassermann, halb Fisch, halb Mensch. 1188 wurde Grundlsee erstmals erwähnt, bis ins 15. Jahrhundert war das Ausseerland als „Kammergut“ direkt dem Kaiser unterstellt. Der gebürtige Grundlseer Herbert Gasperl ist seit mehr als zwei Jahrzehnten Amtsleiter in seiner Gemeinde. Er ist zusätzlich in Salzburg als Rhetorikseminarleiter tätig. 2012 hat der den Universitätslehrgang für Interpersonelle Kommunikation mit dem Mastertitel abgeschlossen. Ein Kommunikationsprofi also.

„Der Grund warum ich den umfassenden Lehrgang besucht habe ist, dass mich Kommunikation seit dem Erwachsenwerden interessiert hat. Dem Thema bin ich bereits beim Bundesheer und in Studienjahren begegnet. Ich habe meine Karriere im Gemeindeteam in Grundlsee begonnen, habe von der Pieke auf Abteilungen durchlaufen und bin dann in jungen Jahren zum Amtsleiter bestellt worden. Bald darauf habe ich beim BFI in Salzburg auch als Rhetoriktrainer zu arbeiten begonnen. Trotzdem hat mich immer der Gedanke begleitet, dass es noch mehr auf dem Sektor geben müsste und so hat eines das andere ergeben und ich habe mich in der Auswahl unter mehreren Angeboten für den ULG für Interpersonelle Kommunikation bei EAK/Universität Salzburg entschieden. Dieser Lehrgang wurde mir auch von mehreren Seiten empfohlen und war durch die Kurszeiten am Wochenende als Berufsbegleitung sehr praktisch.

Ob die Menschen merken, dass Herbert Gasperl einen Kommunikationslehrgang abgeschlossen hat?
„In der täglichen Praxis der Amtsgeschäfte bin ich mit strittigen Situationen konfrontiert. Im Lehrgang habe ich viel über Mediation erfahren. Heute weiß ich genauer, wo ich aufpassen muss, was ich anwenden sollte und wie ich bestimmte Situationen einordnen kann. Ich habe viele Diskussionsleitungen durchgeführt und habe zum Beispiel Großgruppenmoderationen geleitet, ohne zu wissen, dass es einen Terminus dazu in der Kommunikationsmethodik gibt. Ich habe an Sachlichkeit, an Sicherheit und somit an Lockerheit gewonnen. Im Bedarfsfall schaue ich hin und wieder in den Lehrgangsunterlagen nach.“

Recht rasch wird dem Interviewer das Du angeboten. Vielleicht eine allgemeine ausseerische Eigenschaft. Empathie schwingt im Raum. Der Besucher fühlt sich angenommen.

Es war ein Lehrgang, wie ich ihn noch nie erlebt habe, auch wenn ich schon eine Reihe an Ausbildungen gemacht habe. Zum einen waren die gruppendynamischen Prozesse gut positioniert und sehr gewinnbringend, zum anderen die Reflexionen, die immer wieder stattgefunden haben. Es war eine enorm persönlichkeitsbildende Veranstaltung. Im Kurs habe ich sehr von den theoretischen Inputs profitiert, da ich eine klassische Kommunikationsausbildung nicht hatte. Außerdem wollte ich eine Standortbestimmung vornehmen, wo ich mich befinde. Bei meinen Rhetorikseminaren habe ich bemerkt, dass meine Kursteilnehmer*innen zu den Rhetoriktechniken auch noch eine psychologische Komponente erwarten.“

Einmal hatte er die Möglichkeit auch auf dem Grundlsee mit dem Wasserflugzeug zu landen. Das war ein Erlebnis, wie in Kanada, auf dem See aufzusetzen. Herr Gasperl erzählt von der Fliegerei. Man sollte das kommunikative Repertoire ausnutzen, das zur Verfügung steht. Um etwas gut zu können und es umzusetzen, sollte man sich nicht scheuen, über Fehler zu sprechen, daraus lernt man.
„Ich bin selbst Pilot, ich habe den Privatpilotenschein. Meine Masterarbeit habe ich über Kommunikation in der Fliegerei geschrieben. Anlass gebend war das Treffen mit einem Piloten, der mir erzählte, dass er einen Checkflug bei einer namhaften Airline absolvierte, der eskalierte. Der Lehrkapitän hatte ihn aus dem Cockpit hinausgeworfen und einen Ordner hinten nach. Das habe ich mir gedacht: „Halt, falsches Kommunikationsverhalten, das kann so nicht ablaufen.“ In meinen Recherchen bin ich dann auf den Begriff des Crew-Resource-Managements (CRM) für Airlines und Berufspilot*innen gestoßen, bei dem Kommunikation eine Rolle spielt. Für Privatpilot*innen gibt es so ein System nicht. Die Privatpilot*innenkommunikation beschränkt sich mehrheitlich auf das Thema Funken. Niemand hat sich bisher damit auseinandergesetzt, dass man mit den Passagier*innen kommunizieren muss. Was braucht der Fluggast? Wie schaut die Kommunikation mit einem*r zweiten Piloten*in aus? Was passiert bei einem Vorfall kommunikationstechnisch? Wie werden Fehler kommuniziert?“

Herr Gasperl hat noch viel vor. Er blickt aus seiner Bodenständigkeit heraus ständig über den Tellerrand. Die Menschen sind ihm wichtig. Interpersonelle Ansprache zählt viel. Ich habe als Amtsleiter 10 Mitarbeiter*innen. Ich habe auf alle Fälle vor, Ausbildungsinhalte auch in der Mitarbeiter*innenführung anzuwenden. Ich setze die neu gewonnenen Kommunikationsgrundlagen in meiner Kooperation mit dem Gemeinderat und dem Gemeindevorstand ein. Außerdem habe ich die Kommunikationsarbeit mit der Bevölkerung umgestellt. Mehr Verständlichkeit, mehr Präzision und Dosierung in der Informationsvermittlung. Vom Beamtendeutsch verabschiede ich mich immer mehr.“ „Mit dem Österreichischen Aeroclub bin ich im Gespräch nun für Österreich ein Reportingsystem aufzubauen, bei dem Privatpilot*innen – ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen – anonym aufzeichnen können, was ihnen während des Fluges an Vorkommnissen erwähnenswert scheint. Immer wieder erkennt man in der Rückschau eines Fluges Fehler, die die Pilot*innen für sich behalten. Privatpilot*innen sollen die Möglichkeit bekommen, eigene Fehler zu reflektieren und aus den Fehlern anderer zu lernen. Im Zuge der Arbeit am Reportingsystem habe ich festgestellt, dass man nicht am Individuum arbeiten muss, sondern am System. In Experteninterviews zu meiner Masterarbeit kam zu Tage, dass Pilot*innen klassische Kommunikationsseminare nicht annehmen würden. Vielmehr muss man die Einheit beüben, einen Verein oder einen Dachverband. Daraus ergibt sich verbessertes, individuell kommunikatives Verhalten von selbst. Wir müssen an unserer Fehlerkultur arbeiten. Es muss kommunizierbar sein, dass und welche Fehler passieren, um damit Feedbackschleifen zur Bearbeitung in Gang zu setzen. Aus der Analyse der Schwerpunktproblematiken etwa Landeanflug, Funkverhalten, Passagier*innenansprache etc. ergibt sich dann das weitere Schulungspotential. Wir hatten als Zusatzprogramm im Lehrgang die Aufgabe zwei Trainingseinheiten unter Supervision zu absolvieren. Ich hatte in der Ausbildung eines meiner Rhetorikseminare auf den Prüfstand gehoben und mit einer Rhetoriktrainerin mein Seminar analysiert. Die Erkenntnisse daraus nehme ich ab Herbst in mein Standardprogramm auf.“

Amtsleiter Herbert Gasperl, MSC

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